Zuckmayer Carl 1896-1977 - und Alice Herdan-Zuckmayer

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"Wo ist man daheim? Wo man geboren wurde oder wo man zu sterben wuenscht? Damals glaubte ich es zu wissen - glaubte mit einer Stecknadel auf dem Globus den winzigen Punkt geographisch bestimmen zu koennen, der mir selbstgeschaffene, selbsterwaehlte Heimat war und wo ich mein irdisches Dasein auszuleben hoffte: es war der Ort Henndorf bei Salzburg." Kein anderer Schriftsteller - mit Ausnahme seiner Gattin - hat sich in seinen Werken so haeufig und intensiv mit dem Ort und seinen Bewohnern auseinandergesetzt. Dabei war der deutsche Dramatiker Zuckmayer nur durch blossen Zufall auf das Salzburger Land verwiesen worden. Nach seinem ersten groesseren Theatererfolg verbrachte er mit seiner Familie den Fruehling auf der Ostsee-Insel Hiddensee, wohin er den oesterreichischen Dichterkollegen Richard Billinger, eingeladen hatte. Bei dieser Gelegenheit erzaehlte Billinger dem Ehepaar Zuckmayer von einer einsamen und zugleich leerstehenden Muehle bei Henndorf in der Naehe Salzburgs. Alice und Carl Zuckmayer waren sogleich entschlossen, das reparaturbeduerftige Gebaeude zu erwerben.

  • 1896 Am 27. Dezember kommt Carl Zuckmayer in Nackenheim am Rhein als Sohne eines Weinkapselfabrikanten zur Welt.
  • 1900 Die Familie uebersiedelt nach Mainz, wo Zuckmayer das Gymnasium absolviert.
  • 1914 Notabitur, als Freiwilliger bei der Feldartillerie an der Westfront.
  • 1917 Erste Gedichte
  • 1919 Studium verschiedener Faecher ohne Abschluss an der Universitaet Heidelberg.
  • 1920 Erste Ehe mit "Primanerliebe", im Jahr darauf Scheidung (nach Fiasko des ersten Stueckes "Kreuzweg")
  • 1921 Nach Reisen Dramaturg am Stadttheater Kiel, wo er
  • 1923 wegen "kuenstlerischer Unfaehigkeit" fristlos entlassen wird.
  • 1924 Dramaturg mit Brecht an Reinhardtbuehnen in Berlin.
  • 1925 Urauffuehrung des ersten Erfolgstueckes "Der froehliche Weinberg", erhaelt dafuer den Kleist-Preis. Heirat mit Alice von Herdan.
  • 1926 Kauf der "Wiesmuehl" in Henndorf, Geburt der Tochter Winnetou.
  • 1927 Urauffuehrung "Schinderhannes"
  • 1928 Urauffuehrung "Katharina Knie"
  • 1930 Drehbuch zu "Der blaue Engel"
  • 1931 Urauffuehrung des Erfolges "Der Hauptmann von Koepenick"
  • 1933 Uebersiedlung nach Henndorf, das bis
  • 1938 Exil fuer die Familie ist, Aufnahme von gefluechteten Freunden - Hoehepunkt des "Wiesmuehlkreises".
  • 1936 Publikationsverbot von Zuckmayer-Werken in Deutschland.
  • 1937 Zuckmayer stellt den Antrag auf Verleihung der oesterreichischen Staatsbuergerschaft, der "Anschluss" verhindert die Naturalisation.
  • 1938 Emigration aus Wien nach Zuerich, wo die Novelle "Herr ueber Leben und Tod" entsteht; Erstauffuehrung des "Bellmann". Ausbuergerung, Beschlagnahme und Verfall des Besitzes in Henndorf und Wien.
  • 1939 Auswanderung in die USA, Arbeit zunaechst als Hollywood-Autor,
  • 1941 als Farmer, nur gelegentlich Erzaehlungen.
  • 1945 Erzaehlung "Der Seelenbraeu", US-Staatsbuerger
  • 1946 fuer US War-Department zum Studium der "kulturellen Verhaeltnisse" nach Deutschland, Anfang 1947 kurz in Henndorf. Es entstehen die in Salzburg gedrehten Filme "Nach dem Sturm" (1947) und "Der Seelenbraeu" (1948).
    1948 Rueckstellung der "Wiesmuehl" an Zuckmayer
  • 1950 "Der Gesang im Feuerofen" - Verkauf der Wiesmuehl.
  • 1952 Goethe-Preis: "Engele von Loewen"
  • 1953 "Ulla Winblad" Dialolgbearbeitungen von US- Filmen
  • 1955 "Das kalte Licht"
  • 1958 Zuckmyer legt die amerikanische Staatsbuergerschaft zurueck und erhaelt die oesterreichische Staatsbuergerschaft; Verfilmung von "Ein Sommer in Oesterreich" unter dem Titel "Frauensee". Laesst sich in Saas-Fee (Wallis/CH) nieder.
  • 1960 Verleihung des Grossen Oesterreichischen Staatspreises fuer Literatur.
  • 1961 Urauffuehrung "Die Uhr schlaegt eins"
  • 1964 Urauffuehrung "Das Leben des Horace A.W. Tabor"
  • 1966 Autobiographie "Als waers ein Stueck von mir"
  • 1968 Oesterreichisches Ehrenzeichen fuer Wissenschaft und Kunst.
  • 1970 Offizieller Empfang in Henndorf mit Verleihung des Ehrenringes der Gemeinde Henndorf, Benennung eines Weges nach Carl Zuckmayer. Ansprache zur Eroeffnung der 50. Salzburger Festspiele.
  • 1972 "Henndorfer Pastorale" ueber den Besuch in Henndorf.
  • 1974 Erster Salzburger Literaturpreis des Kulturfonds der Stadt Salzburg.
  • 1975 Urauffuehrung "Der Rattenfaenger". Ehrenring der Stadt Salzburg.
  • 1977 Tod Carl Zuckmayers am 18. Jaenner im Spital von Visp (CH). Eine Abordnung der Henndorfer Prangerschuetzen nimmt mit der von Zuckmayer
  • 1932 gestifteten Fahne an der Beisetzung teil.
  • 1988 Benennung der Carl-Zuckmayer-Strasse in Salzburg-Sam.
  • 1991 Tod von Alice Herdan-Zuckmayer in Visp
  • 1994 Erster gemeinsamer Besuch von Henndorf durch die Zuckmayer-Toechter Michaela und Winnetou.
  • 1996 100. Geburtstag von Carl Zuckmayer, Erscheinen der Gesamtausgabe im S.Fischer Verlag.
Quelle: Auszuege aus der Henndorfer Chronik (1992) - Alfred Stefan Weiss und Roswitha Preiss