Thomas Bernhard 1931 - 1989

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Die Liebe zum Kaufmannsberuf erwachte in Thomas Bernhard bei seinen Besuchen in der Gemischtwarenhandlung seiner Großtante Rosina in Henndorf. So entschied er sich eine Lehrstelle als Kaufmann in der Scherzhauserfeldsiedlung in Salzburg beim Kaufmann Podlaha anzunehmen. Im zweiten Lehrjahr zog er sich jedoch eine ernsthafte Erkaeltung zu. Im Landeskrankenhaus rang er monatelang mit dem Tod - waehrend der junge Mann von den Aerzten und den Verwandten schon aufgegeben worden war, kaempfte er mit letzter Kraft gegen seine Krankheit. Nach der Entlassung Bernhards aus dem Salzburger Landeskrankenhaus, ueberstellte man ihn in eine Lungenheilstaette nach Grafenhof. Die isolierte schreckliche Welt des Sanatoriums liess sich seiner Meinung nach nur dadurch ertragen, dass er sich ins Schreiben fluechtete. Zirka vier Jahre verbrachte er in Krankenhaeusern und Sanatorien. Der Beruf des Kaufmanns war ihm aus gesundheitlichen Gruenden nunmehr verwehrt. Der an Musik und Gesang interessierte Bernhard, hielt sich 1951 kurzfristig in Wien auf, um diese Faecher zu belegen. Finanzielle Sorgen zwangen ihn jedoch zur Rueckkehr nach Salzburg, wo er am Mozarteum Gesang, Regie und Schauspielkunst zu studieren begann. Neben seinem Studium arbeitete Bernhard in den folgenden Jahren als Gerichtsreporter fuer das sozialistische Demokratische Volksblatt, berichtete jedoch auch ueber kulturelle Aktivitaeten in Henndorf oder erzaehlte von Wirtshaeusern, Wiesen und Feldern... in der Umgebung des Ortes. Zusaetzlich veroeffentlichte er bereits kuerzere Prosatexte und teilweise kritische Gedichte mit den Titeln In den Doerfern des Flachgaus, Altentann oder Pfarrgarten in Henndorf.

Im Jahr 1957 schloss der angehende Dichter sein Studium am Mozarteum ab. Nach einem laengeren Aufenthalt in London und der damit verbundenen Taetigkeit als Bibliothekar im Oesterreichischen Kulturinstitut sowie Reisen nach Polen lebte er weiterhin als freier Schriftsteller, der aber auch bisweilen Gelegenheitsjobs annehmen musste. 1963 erschien schliesslich sein bekanntgewordener Roman Frost. Nach diesem beachtlichen Erfolg folgten unzaehlige weitere Buchveroeffentlichungen, die ihm unter anderem den Oesterreichischen Staatspreis, den Georg Buechner-Preis oder den Grillparzer-Preis einbrachten. In den 80er Jahren zaehlten seine Stuecke aus der Reihe der zeitgenoessischen Autoren zu den am meistgespielten. Obwohl seine Aussagen in seinen saemtlichen Werken wegen der erkennbaren und beabsichtigten Uebertreibung und Schimpflust nie ganz ernst zu nehmen waren, fuehrten sie im Regelfall zu beinahe automatischen Reaktionen. Thomas Bernhard, eine literarische Gestalt von ueberaus europaeischer Groesse, starb in der Nacht vom 11. auf den 12. Februar 1989 im Alter von 58 Jahren.


Gluecklich ist das Land, das seine Poeten achtet, am jeweils richtigen Weg ist es gar, wenn es auf sie hoert. Eine Gegenwelt ist's ja, die sie fuer uns erdenken, und scheinbar nichts kann sie dabei hindern, nicht Verleumdung und Klagen, Luege, Ignoranz und Ausweisung.

Quelle: Auszuege aus der Henndorfer Chronik (1992) - Alfred Stefan Weiss und Roswitha Preiss