Henndorfer Pastorale

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Die Henndorfer Pastorale erhalten Sie zum Preis von € 6,90.

Sie können das Buch in der Gemeinde Henndorf, Bürgerservice/Tourismusbüro kaufen oder es ist auch eine Bestellung per Mail unter wendlinger@henndorf.at oder seidl@henndorf.at möglich.

Auszug aus der Henndorfer Pastorale - erzaehlt von "Carl Zuckmayer"

S 39 (Gasthof Braeu) .....wenn ich gegen Abend, von der Arbeit oder von einem langen Überlandweg, auf eine Dämmerstunde hereinkam: rosig durchwachsener Bauernspeck, ein "Doppelstamperl" mit klarem Obstler, ein kühles Bier im zinnbedeckelten Seidl, ein Stück Mondseer Käs, - das frische Schwarzbrot muss vom Göpferinger sein oder aus der Brechmühle, der Birnenschnaps vom Gaussner, der Speck von der wirtseigenen Räucherkammer, die Salamischeibe echt ungarisch vom Haindl in Salzburg, und es erfuellt mich ein ungeheueres, ein sagenhaftes und zeitloses Behagen. Am selben Tisch schrieb später unser Freund, Ödön von Horváth, seinen Roman,"Jugend ohne Gott". Als mein Gast war er zum ersten Mal nach Henndorf gekommen, und war dann, in den Zeiten seiner Heimatlosigkeit, hier geblieben,...

S 33 ....Unvergesslich ihre Hochzeit, zu der wir als Nachbarn geladen waren, ein Fest von frueh bis nachts, und das war hier, im "Moser"-,"Mayr" und schliesslich "Wagner"-Gasthaus, dessen grosser, weiträumiger Tanzboden im ersten Stock stundenlang widerhallte von den Walzer- und Ländlerklängen der Musik und den Juchzern der Burschen ...

S 113 Früher begann das Tanzen an einem Henndorfer Festtag anders. Die Musik spielte nicht gleich zum Tanz auf, sondern intonierte zuerst die allbekannte Melodie der dörflichen "Gstanzln". Die Burschen schritten mit ihren Mädchen am Arm, langsam und sich nur leise wiegend, im Kreis um den Tanzboden herum, und bald stimmte der eine, bald der andere, eine jener Gstanzl-Strophen an, deren Dialektworte man oft kaum verstehen konnte, die aber niemals geleiert oder gelallt wurden, sondern fast skandiert, wie altgriechische Verse. Sie enthielten auch manchmal versteckte Drohungen, oder Anrempeleien wie vor den Toren von Ilion, - schon lag die spätere Rauferei in der Luft. Aber wenn dann mit Paukenschlag und Trompetenstoss die eigentliche Tanzweise einsetzte, sprangen die Burschen, sich dabei um sich selbst drehend, mit einem wilden Juchzer in den Tanzboden ein, und rissen dann ihre Mädchen an sich, um im Walzer oder in der Polka mit ihnen herumzuwirbeln.

S 63 Es ist an der Zeit, Unkundigen zu erklären, was die "Henndorfer Prangerschützen" sind, nämlich nicht irgendein Verein oder Verband, sondern ein lebendiger Ritus. Sie schiessen nicht auf Tiere, auch nicht auf Menschen, - sie gebrauchen ihre Donnerbüchsen nur zur Bekräftigung und weithin hallenden Verkündung feierlicher Ereignisse, die – aus dem Alltag und dem Einzeldasein heraustretend – alle angehen und von der Gemeinde und Gemeinschaft mitzuleben sind: bei hohen Kirchenfesten, bei Hochzeiten und Begräbnissen, auch beim Jahreswechsel und an besonderen Jubeltagen.