Epiker - Johannes Freumbichler 1881 - 1949

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Er war der Großvater des bekannten Literaten Thomas Bernhard

Bei Seekirchen aber, kurz vor dem Ortseingang, lebte in seinem aermlichen, im Winter nur mit einem kleinen Holzofen zu heizenden Haeuschen, der schon ergraute, doch immer noch unbekannte Epiker Johannes Freumbichler, der in Henndorf aufgewachsen war und in seinem Werk "Philomena Ellenhub" - stilistisch den baeuerlichen Hinterglasbildern vergleichbar, - dem Volk und der Landschaft seiner Heimat ein wunderbares Denkmal gesetzt hat. Dort, in jenem Seekirchner Haeuschen, krabbelte damals ein kleiner Knabe, sein Enkel, herum, er hiess Thomas Bernhard und ist eine der markantesten Gestalten der neueren Literatur geworden. Waehrend Johannes Freumbichler nie zu den bekanntesten Schriftstellern gezaehlt werden konnte und gegenwaertig erst (wieder)entdeckt werden muss, etablierte sich sein Enkel Thomas Bernhard - gewissermassenstellvertretend fuer den geliebten und verehrten Grossvater - als erfolgreicher Literat internationalen Rangs, dessen Werke man in 18 verschiedenen Sprachen uebersetzte. Freumbichler musste sich bis zu seinem 56. Lebensjahr gedulden, bis er seinen einzigen wirklich grossen Erfolg erlebte: Die Drucklegung seines im baeuerlichen Milieu spielenden Romans Philomena Ellenhub. 1911 erschien der Eheroman Julia Wiedeland (geringe Auflage von 1500 Exemplaren). Trotz andauernder Erfolglosigkeit war er weiterhin von seiner literarischen Aufgabe ueberzeugt, konnte jedoch kaum etwas veroeffentlichen. Im Herbst des Jahres 1938 erschienen im Verlag Zsolnay der Roman Atahuala, oder die Suche nach einem Verschollenen und die lediglich vordergruendig heiteren Geschichten aus dem Salzburgischen. Waehrend des Kriegs publizierte er dann noch die vom Nationalsozialismus ideologisch unbeeinflusst gebliebene Erzaehlung Die Reise nach Waldprechting und den aus dem eigenen Lebensweg resultierenden Roman Auszug und Heimkehr des Jodok Fink. Die mundartliche Gedichtsammlung Rosmarin und Nelken wurde erst nach dem Tod des Schriftstellers veroeffentlicht und war seiner in Henndorf lebenden Gattin gewidmet. Den groessten Bekanntheitsgrad erreichte jedoch das Gedicht A Salzburger bin i. Etliche Arbeiten des Dichters des Flachgaus blieben bis heute unveroeffentlicht, die Herausgabe seines Lebenswerkes Eling, das Tal der sieben Hoefe, worum sich Alice Zuckmayer bemuehen wollte, scheiterte schliesslich an den Meinungsverschiedenheiten der Erben. In letzter Zeit machte sich Hildemar Holl, Mitarbeiter am Institut fuer Germanistik, besonders verdient, da er zumindest fuer die Veroeffentlichung ausgewaehlter Salzburger Spinnstubengeschichten sorgte. Johannes Freumbichler:

A Salzburger bin i, a loebsfrischa Bue,
mei Ziethern, doe stimm i und sing oans dazue.
a Salzburger bin i, a Stierwascherg'soell,
wo man tanzt, is mei Himmoe, wo man trauert, mei Hoell. (...)
doe Freud' is mei Tugad, da Truebsinn mei Suend,
bleib in ewiga Jugad a Salzburger Kind.

Gedenktafel am Freumbichlerhaus

Quelle: Auszuege aus der Henndorfer Chronik (1992) - Alfred Stefan Weiss und Roswitha Preiss